Griechische Sommerbilder
Selene - Artemis
Apollon war nicht allein aus dem Norden gekommen. Er kam mit seiner Schwester Artemis, golden wie er, aber vom dämmrig - schwebenden Gold des schützenden Waldes, vom silberhellen Gold der Nacht.
Zart, scheu, durchscheinend verband sie sich am nachtdunklen Himmel mit der stillkühlen Selene, warf fortan mit ihr zusammen den Siberglanz weit hin über die tiefen Wasser, wie, um in den Sterblichen das Verlangen zu entzünden nach ihren sanften, von allen Härten und Schmerzen des Lichtes erlösenden Pfeilen.
Wie nahe man der jungfräuliche Göttin kommen kann, zeigt folgende Tagebucheintragung über ein Bad im nächtlichen Meer:
„So tauche ich denn ein in das abgründige Geheimnis der Tiefe und schwimme mit langsamen Zügen die Straße entlang, welches die kühl scheue Göttin mir weist auf den warm - dunklen Wassern der Nacht, schwimme hinein in ihr schwebendes Funkeln, welches sie immer neu darüber ausgießt aus nie zu erschöpfenden Quellen. Tiefer und tiefer sinke ich in die silberne Flut. Näher und näher kommt mir das aus dem Todesdunkel entstiegene göttliche Bild, lächelt mir lockend zu und, will ich zu ihm empor steigen, entzieht es sich mir in die immer gleiche, nie zu erreichende Ferne. Schmeichelnd spüre ich den Glanz der Unsterblichen in meinen Händen, doch versuche ich, ihn festzuhalten, verrinnt er im weiten Schimmer der Dunkelheit.
Einmal werde ich auf der göttlichen Straße weitergehen bis zu ihrem Ende. Einmal wird es die Rückkehr nicht mehr geben zum harten, zum steinigen Boden, zum Ufer der sich immer erneuernden Schmerzen.
Wann?“